Frühgeschichte – Als die Römer kamen

Römisches Kastell

Die Existenz des römischen Kastells, 1,5 km östlich des Kernortes ist seit den Grabungen von Pfr. Albert Pfeffer nachgewiesen. Es diente der Sicherung des römischen Straßennetzes, denn Lautlingen lag ja an der Römerstraße, die vom Kastell Sulz nach Laiz führte. Die Straße hatte etwa denselben Verlauf wie die heutige Laufener-Straße. Auf Höhe des ehemaligen Gasthauses „Lamm“ folgt sie der heute nach ihr benannten Römerstraße.

Nachgrabungen vom Beginn des 20. Jahrhunderts zeigten, dass es sich jedoch nur um ein aus Erdwällen und Holz befestigtes Bauwerk handelt. Mitten durch den eigentlichen Bereich zieht sich die Markungsgrenze zwischen Lautlingen und Ebingen. Das Kohorten-Kastell (1 Kohorte entsprach 500 Mann), das etwa um 80 nach Christus entstanden ist, konnte innerhalb seiner Erdwälle etwa 700 – 800 Personen, eingeschlossen Frauen und Kinder sowie die Trossknechte, beherbergen. Weshalb bei diesem Fund vom Kastell Lautlingen die Rede ist, liegt wohl an der Tatsache, dass viele Erkenntnisse vom Lautlinger Pfarrer Pfeffer stammen und eben ein nicht unwesentlicher Teil des Kastells auf Lautlinger Markung liegt.


Alamannen im Eyachtal

Reichere Funde liegen aus der Alemannenzeit vor. Dieser kampferprobte germanische Volksstamm eroberte etwa um 260 unserer Zeitrechnung dieses Gebiet und drängte die Römer bis an den Bodensee zurück. Vermutlich stammen aus dieser Zeit die Flurbezeichnungen „Steinhaus“ (Funde einer römischen Villa in der Nähe der Petersburg) und „Todland“ für das Gebiet des verlassenen Kastells.

Die 17 Männer- und Frauengräber, die beim Neubau der Schule 1911 aufgedeckt wurden, stammen alle etwa aus der Zeit des 7. Jahrhunderts. Damit gilt als erwiesen, dass der Ort schon um einiges früher bestand als es die Urkunde bezeugt. Die reichhaltigen Fundstücke, von denen das wertvollste das Fragment eines Goldblattkreuzes ist, befinden sich im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart. Die Alemannen waren es, die sich in unseren Breiten sesshaft machten und Ackerbau und Viehzucht betrieben. Sie hatten bereits die Hierarchie einer Großfamilie, in der der Familienvater der Sippenoberste war. Er verkörperte Richter und Hauspriester aber auch den Befehlshaber im Kriegsfall. In der Familie genoss er den Respekt eines Adeligen. Aus diesen Sippenobersten ging der örtliche Adel hervor und das Dorf Lautlingen erhielt von diesem Familienoberhaupt, das vermutlich Lutilo hieß, seinen Namen.


793 n. CH.  erste urkundliche Erwähnung

Die Urkunde die heute im Stiftsarchiv St. Gallen lagert, bezeugt nicht nur die Existenz von Lautlingen, sondern von insgesamt 24 Orten in der näheren und weiteren Umgebung. Es handelt sich bei diesem Schriftstück um die Verleihung einer Prekarie, also des sog. Nutzungsrechtes.

Wir können diesen Vorgang wie folgt nachvollziehen:

Der Edle Berthold (Peratoldus) schenkte die genannten Güter bereits zu einem früheren Zeitpunkt dem Kloster zu St. Gallen. Vermutlich war selbiger beim König in Ungnade gefallen und wollte sich so in den Schutz des Klosters begeben.

Im Jahr 793 jedoch wollte er zumindest das Nutzungsrecht für seine ehemaligen Besitztümer wieder erlangen. Kraft der ausgestellten Urkunde erhielt Berthold das Land als „Leihgabe“ wieder. Ebenso wurde festgelegt, dass er dieses Land gegen einen bestimmten Betrag wieder zurückkaufen könne. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er eine jährliche Pacht an das Kloster zu bezahlen.

Berthold hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Erben bzw. Nachkommen. Für einen legitimen Erben galt dasselbe Rückkaufsrecht wie für den Vater. Sollte jedoch auch sein Erbe dieses Land nicht kaufen wollen, fällt es lt. Vertrag auf immerwährende Dauer dem Kloster zu. Das Wergeld, wie der Betrag zum Rückkauf in der

Urkunde genannt wurde, war in den alten alemannischen Rechtsbüchern je nach Personen und Stand abgestuft. In diesem Fall dürfte es sich um das Wergeld handeln, das ein Graf zu zahlen hat.

Graf Berthold selbst war ein alemannischer Edler im Raume der Bertholdsbaar. Er wurde auch Berthold II genannt. Die Bertholdsbaar hörte allerdings schon um 750 auf zu bestehen. Sie umfasste einen Teil des heutigen Zollernalbkreises.

Bischof Egino oder auch Agino war der Oberhirte des Bistums Konstanz von 782 bis 811.

Bei der Urkunde selbst handelt es sich um ein recht kleines Stück Pergament, dass mit einer Art Tinte beschriftet wurde. Dieses einzigartige Stück ist 20 cm breit und nur 13 cm hoch. Die Beurkundung wurde von verschiedenen Zeugen durch deren Zeichen bestätigt. Bei diesen Zeichen handelt es sich aber nicht um die später aufkommenden Siegel, sondern um einfache Zeichen (Signum) wie zum Beispiel Kreuze oder Kreise usw. Es war bei dieser Art Beurkundung viel wichtiger, dass ein Mann von geistlichem Stand die Namen der Zeugen im Text festhielt.