Burgen +Schloss – Glanzvolle Zeiten…

Die Zeichnungen auf dieser Seite entstanden in Zusammenarbeit mit dem Burgenzeichner Wolfgang Braun († Okt. 2022) , dessen Rekonstruktionen viele Burgen und Schlösser umfassen. Um alle Lautlinger Burgen und das Schloss in einem einheitlichen Bild darzustellen, hatte ich ihn gebeten, diese Zeichnungen anzufertigen. Hierzu wurden für die Burgen die Grundrisse nach Konrad Albert Koch herangezogen, für das Schloss Lautlingen die Ansichtszeichnung von 1794 und die Unterlagen der Urvermessung des Königreiches Württemberg die in den 1830er Jahren aufgenommen wurden.


Burg auf dem „Großen Vogelfels“

Hoch über dem sog. „Langen Tal“ trohnt der Vogelfelsen. Heute ein geschützter Ort, auf dem sich die Flora und Fauna wohlfühlt.

Südwestlich vom heutigen „Tierberghof“ gelegen, mag man die dort vermutete Wohnstätte kaum als Burg bezeichnen. Schon allein anhand der Größe des Felsens sieht man, dass es sich hierbei nur um ein kleineres Gebäude gehandelt haben kann.

Entsprechende Funde auf dem Vogelfelsen belegen ein kühnes Felsennest. Auch die zur Verteidigung angelegten Halsgräben sind noch gut ersichtlich. Dort gefundene Hufnägel beweisen die an einem Adelssitz selbstverständliche Pferdehaltung.

Vom Autor im Februar 1990 dort gefundene Mörtelbrocken zeigen, dass es auch ein festes Haus in Steinbauweise gab.


Burg Altentierberg

Im Jahre 1927 wurden durch den Kirchenmaler und Burgenforscher Albert Koch die Reste der Burg Altenthierberg ergraben.

Die kleine, aller Wahrscheinlichkeit nach turmlose Anlage befand sich auf einem von der Hochfläche durch einen breiten Graben abgetrennten Sporn. Die Größe dürfte etwa einem heutigen Zweifamilienhaus entsprechen. Der dazugehörige Wirtschaftshof befand sich auf dem dahinterliegenden Plateau, weit vor dem jetzigen Hof .

Ebenso wird dort die Burgkapelle, die dem Heiligen St. Wolfgang geweiht war, vermutet. Als diese im 30-jährigen Krieg, bereits nach dem Verfall der Burg, renoviert wurde, weihte sie Pfr. Ulrich Rettich erneut, das Patrozinium blieb allerdings, entgegen anderen Quellen, beim hl. Wolfgang.

Aus dem Jahre 1337 existiert noch ein Ablassbrief im Staatsarchiv Sigmaringen, der ebenfalls auf diese Kapelle verweist. Er wurde in Avignon ausgestellt, wo sich seit Beginn des 14 Jahrhundert der Papstsitz befand. Man hatte ihn aufgrund unruhiger Verhältnisse in Rom nach Frankreich verlegt. Zur Zeit der Ablassurkunde war es Papst Benedikt XII der dort residierte.

Letztmals wird die Kapelle in den Visitationsprotokollen 1656 erwähnt, also nach dem dreißigjährigen Krieg. In den Protokollen wurden die Kriegsschäden aufgeführt und dort heißt es unter anderem: „Capella St. Wolfgang“.

Man darf annehmen, dass die Kriegsschäden nicht mehr ausgebessert wurden und die Kapelle danach ebenso wie die Burganlage den Weg des Irdischen ging und der Vergänglichkeit anheim gegeben wurde.


Burg Neuen-Tierberg

Die größte, aber auch die unbekannteste Burg derer „von Tierberg“ befand sich unzweifelhaft am Hang unterhalb des Heersberges. Man kann heute noch gut deren Reste erkennen. Es handelte sich um einen großen Steinbau, wahrscheinlich mit Bergfried. Allerdings ist uns der Name der Anlage nicht erhalten geblieben. Auch die Bewohner sind uns nicht bekannt, da keinerlei Urkunden existieren. Lediglich in einer Urkunde von 1362 taucht der Name „Neuentierberg“ auf. Wegen der zeitlichen Ungereimtheiten kann aber auch er kaum auf die Anlage am Heersberg in Anspruch genommen werden. Wie ein Kranz legten sich die genannten Burgen um die Ortschaften Lautlingen und Margrethausen. Ein perfekter Verteidigungsring für eine kleine Herrschaft.


Burg Wildentierberg

Die Burg Wildentierberg, nach der sich auch die letzten Herren von Tierberg nannten, ist erstmals 1313 urkundlich erwähnt worden und stammt aus der ersten Hälfte des 13 Jahrhunderts. Vermutlich wurde sie zu Beginn des 15. Jahrhunderts aber schon aufgegeben. Noch heute kann man an diesem sehr reizvollen Standort, hoch oben über Lautlingen und Margrethausen mit Blick ins Lautlinger Tal Teile der Grundmauern vermutlich des Bergfrieds entdecken, die oberirdisch erhalten sind. Auch diese Burg wurde durch den Burgenmaler und -forscher Konrad Albert Koch freigelegt und aufgezeichnet (1931) und danach wieder mit Erde überdeckt. Etwas weiter vorne findet sich der sog. Wachtfels mit einer atemberaubenden Aussicht weit ins Lautlinger Tal bis nach Balingen hinab.


Schloss Lautlingen

Es steht inmitten des Dorfes, umschlossen von einer Mauer und vier Ecktürmen, das Schloss der Schenken von Stauffenberg.

Diese kleine Oase der Ruhe und Erholung war in den vergangenen Jahrhundert für die Öffentlichkeit kaum zugänglich. Höchstens an Fronleichnam, bei der alljährlichen Prozession, konnten die Gläubigen in den Schlosshof einziehen und vor dem Altar am Hauptportal ihre Gebete verrichten. Und doch, wenn man einen Lautlinger danach fragt, wird er meistens von „unserem Schloss“ oder dem „Lautlinger Schlosshof“ reden. Im Selbstbewusstsein der Lautlinger hat es sich fest verankert, das Schloss ist Mittelpunkt der Gemeinde, des öffentlichen Lebens. Dazu haben nicht zuletzt die Schlosshoffeste der Lautlinger Vereine beigetragen. Sie sind es, die jährlich zahlreiche Besucher aus Nah und Fern anlocken, nein, weniger wegen des Essens sondern wegen der Atmosphäre die hier herrscht. Dazu kommen das Ortsamt im Schloss und die weltweit bekannte Sammlung Jehle und zu guter Letzt die Schlosskonzerte. Alles in Allem ist es ein Ort der Begegnung für die Lautlinger, Albstädter und deren Gäste aus nah und fern.

Laut den geschichtlichen Überlieferungen sollen schon die Herren von T(h)ierberg im 16. Jahrhundert ein Schloss in der Ortsmitte gebaut oder erweitert haben. Bereits dieses war mit Ecktürmen und Wallgräben versehen. Nach den Schätzungen anhand der Bausubstanz von Türmen und Mauer ist dieser Teil des Ensembles bis heute im Original erhalten. Als Hans Konrad von Tierberg am 27. August 1518 mit dem Blutbann von Kaiser Maximilian belehnt wurde, erscheint folgendes Zitat: „…dass er (Hans Konrad von Tierberg) beim Schloss Lautlingen…kein Hochgericht habe…..der Kaiser erlaubt ihm den Bann, dortselbst das Blut zu richten.“

Hierbei handelte es sich also um den Wohnsitz der Ortsherrschaft inmitten des Fleckens Lautlingen.

Zwischen 1623 und 1625, also in der Zeit als die Westerstetten Lautlingen besaßen, kurz vor der Übernahme durch die Stauffenberger, wurde das bewehrte Schloss mit Mauern, Wallgraben und vier Ecktürmen zum Wohnsitz ausgebaut. Vermutlich handelt es sich um eine Umbaumaßnahme bei der evtl. das Hauptgebäude verändert wurde. Dieses Gebäude können wir auf einer alten Zeichnung aus dem Jahre 1794 in der perspektivischen Ansicht sehen. Optisch wirkt die ganze Zeichnung etwas verzerrt und leider kann nach der Vermessung von Referenzpunkten keinerlei Maßstab festgestellt werden. Der Zeichner bemühte sich um große Genauigkeit, was die Fassadengestaltung anbetrifft. Nach den neuesten Erkenntnissen drehte er jedoch das Hauptgebäude um etwa 45 Grad, um die Ansicht zu schönen. Wie Pläne aus dem Jahr 1838 zeigen, stand der Hauptbau, genauso wie das heutige Gebäude, in der gleichen Ausrichtung im Hofgeviert. Allerdings handelte es sich um einen fast quadratischen Bau, an dessen Südseite sich der Turm befand. Die Diagonal-Variante muss nach diesen Erkenntnissen komplett verworfen werden.

Das alte Gebäude umfasste drei Stockwerke. Erdgeschoss und Südturm waren mit minderwertigem

Material massiv ausgeführt, während es sich bei den Obergeschossen um Fachwerk handelte. Die Grunddaten der Vermessung, 44 Jahre nach der Zeichnung aufgenommen, haben sich erhalten und sind exakt vermaßt. Nach Umrechnung des alten Württembergischen „Fuß“ in heutige Meter ergibt sich eine Grundfläche von ca. 270 qm.

Die ersten Nachrichten über dieses Gebäude stammen aus der Ortschronik.

1807 Schlossbeschreibung

Schloss alt, unbewohnt, überbaut, zum Abbruch eingeschätzt auf 800 fl. Scheuer, Stallung und Wagenschopf im Schlosshof. Wasch- und Backhaus. Einstockiges Wohnhaus im Schlosshof. Zweistockiges Wohnhaus unten am Schloßthor.

1841/1842: Abbruch des Schlosses zu Lautlingen.

Bekannt gemacht in den Wochenblättern von Ebingen, Rottweil und Oberndorf. Verdingt in Abstreichsverhandlungen am 14. Dezember 1841 gemäß herrschaftl. Auftrag vom 21. November 1841: Übertragen dem Zimmermeister Christian Roth von Lautlingen um 97 fl. und dem Maurer- und

Steinhauermeister Thaddäus Miller in Geislingen um 260 fl. Beide sind durch den Abstreich so heruntergekommen, dass es unmöglich war, noch wohlfeiler das Geschäft zu besorgen………

Der Graf gibt am 19. Dez. 1841 die Genehmigung zum sofortigen Beginn; ordnet größte Vorsicht an, um Unglück zu verhüten.

Am 22. Jan. 1842 schreibt Maier Heuser, der Abbruch sei allgemein vorgerückt. Der Turm ist ganz umgeworfen, das Gebäu selbst bis auf den unteren Stock abgetragen……. Accordanten haben den Turm untergraben, dass er zusammenstürzen musste. Sie griffen ihn je an den Ecken an, untergruben sogleich und unterstützten diese mit Holz. Dann wurden die Seitenwände eingetrieben. Das Holz wurde darauf angezündet, worauf der Turm in sich zusammenstürzte.

Weiter wird noch beschrieben, dass an dem alten Bau zwar Eichenholz verwendet wurde, aber selten große Stücke. Im Mauerwerk fand sich kein Sand, sondern nur Gassenkot, Kalkhauer und feiner Staub.

Daraus können wir ersehen, dass das Gebäude aus mehr oder weniger wertvollem Material erstellt wurde, diese Tatsache ist vermutlich in der Finanzkraft der Herren von T(h)ierberg zu ergründen, die wir als Bauherren hochprozentig in Anspruch nehmen. Die beschriebene Baufälligkeit allerdings muss in Zweifel gezogen werden. Nach einer mündlichen Überlieferung in der Familie von Stauffenberg konnte das Gebäude nur unter größter Mühe abgebrochen werden, angeblich wurde sogar teilweise gesprengt. Baufällig oder nicht, in jedem Fall bot das Schloss vor 1842 einen weitaus größeren optischen Reiz, als der heutige Hauptbau.

In der Ansicht zeigt sich ein typisches Fachwerkschloss mit massivem Untergeschoss. Im Erdgeschoss befand sich unter anderem das Amtszimmer der Grafen von Stauffenberg. Hier fanden die Verurteilungen bei kleineren Vergehen statt, hier wurden die Abgaben der Lautlinger Einwohner entgegengenommen und vom Amtmann bzw. Vogt der Herrschaft Bericht erstattet. In den oberen Geschossen befanden sich die Wohnräume der gräflichen Familie.

Diese wurden allerdings seit der Zeit von Wolfgang Friedrich von Stauffenberg (* um 1612; + 19.10.1676) wenig genutzt. Er war seit 1637 in Lautlingen ansässig und gleichzeitig einer der letzten seiner Familie der die meiste Zeit auf dem eigenen Gut verbracht. Wolfgang Friedrich war zugleich auch der erste Stauffenberger Ortsherr. Er erbte die Herrschaft von seiner Tante Barbara verh. von Westerstetten, die ihn spätestens seit 1619 hier erzogen hat. Aus den Berichten über den dreißigjährigen Krieg und aus den Dokumenten des ersten Stauffenberger´s in Lautlingen lässt sich entnehmen, dass sich das Dorf in einem verarmten Zustand befand.

Die Einkünfte waren sicher nicht hoch und auch das Schloss befand sich nicht im allerbesten Zustand. Wolfgang Friedrich und seine Frau Anna Barbara bemühten sich sehr, die wirtschaftliche Lage des Gutes (sie besaßen Lautlingen und Wilflingen) wieder in Ordnung zu bringen. Den 5 Söhnen und 2 Töchtern (eine verstarb mit 17 Wochen) einen gebührlichen Lebensstandard bieten zu können, das war ihr Lebensziel das sie auch erreichten. Bei der Erbteilung 1680 wurde die Herrschaft immerhin mit 80.000 Gulden veranschlagt.

Das Epitaph (Gedenkplatte) der Eheleute findet sich noch heute im hinteren Bereich der katholischen Pfarrkirche St. Johannes. Sein Sohn Johann Werner (1654 – 1717) war Nachfolger als Ortsherr, lebte aber meistens in Würzburg. Aus der Familiengeschichte der Schenken von Stauffenberg geht hervor, dass auch Johann Werner sehr wohlhabend verstarb, was vielleicht auch auf den baulichen Zustand des Schlosses Lautlingen schließen lässt.